in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

 

Sr. M. Noemi/Rosi Kibler-Mayer
„Heute bin ich zum 23. Mal dabei. Der Tag der Frau ist für mich ein Höhepunkt im Jahr.“ Fr. S. ist sichtlich erfreut, dass sie wieder dabei sein kann. „Es tut einfach gut unter Frauen zu sein und auf das eigene Leben zu schauen. Ich nehme viele Impulse mit für meinen Alltag. Die Atmosphäre hier hat mir so gut getan.“ Fr. A. ist zum ersten Mal bei einem Tag der Frau und ist froh und dankbar, dass ihre Nachbarin sie angesprochen hat. Sie ist eine von den insgesamt 165 Frauen, die am 22./23.09.2012 ins Schönstattzentrum nach Aulendorf kommen um am Tag der Frau teilzunehmen. Viele kleinen Dingen tragen dazu bei, dass der Tag einfach schön und rund ist. Ein Team von Frauen ist für die Tischdeko zuständig. Andere gestalten am Eingang eine Bildwand ganz passend zum Thema. Wieder andere begrüßen die Frauen und kommen mit ihnen ins Gespräch. Jede kann ihre Talente einbringen. Die musikalische Gestaltung trägt an beiden Tagen zu einer frohen und zugleich innigen Atmosphäre bei. Die Verantwortliche, Fr. Kibler-Mayer begrüßt und stimmt auf den Vortrag gekonnt ein. Ihr Dank am Ende der Veranstaltung kommt vom Herzen und ist an vielen verschiedenen Frauen gerichtet. Nicht zuletzt an die Referentin Schw. M. Caja. Fr. Kibler-Mayer berichtet:
Unser Thema beim Tag der Frau 2012 war: Reifungswege - Wie jede Lebensphase zur besten werden kann!
Schon die Anrede an die ca. 165 Frauen die zum Tag der Frau kamen, der Referentin Schwester Caja Bernhard, machte neugierig: Liebe Weggefährtinnen auf der spannenden Reise durch die Lebensphasen...
Im Laufe unseres Lebens verändert sich, wie wir uns in der jeweiligen Lebensphase beurteilen, wie belastbar wir sind und auch die Erwartungen an das eigene Leben. Daß wir immer in unserer Mitte bleiben, ist es wichtig die einzelnen Entwicklungsstufen unseres seelischen Lebens als Frau zu kennen. Wir Frauen haben alles notwendige in uns, wir müssen nur auf unsere eigenen Kräfte vertrauen um die jeweiligen Reifungsaufgaben zu bewältigen. Pater Kentenich hat vor 100 Jahren auf dieser Annahme seinen pädagogischen Weg aufgebaut: Der Einzelne kann sich selbst erziehen, wenn er angemessene Hilfe bekommt. Wir haben die Reifunswege anhand von einem Lebenstag angeschaut, eingeteilt in 5 Phasen. Bei den einzelnen Lebensphasen schauen wir zunächst in lebendige Gesichter, dann schauen wir die Reifungsaufgabe dieser Phase an, lassen uns dann an einem gelungenen Frauenleben, Reifungsschritte zeigen.Das Leben Marias, sie hat von der Geburt bis zur Auferstehung mit Jesus Christus gelebt. Es ist eine gute Antwort auf die Frage, wie die Nähe zu Jesus Christus die eigenen Persönlichkeit entfalten kann.
Die 1.Phase der Morgen (ca. 25-35 Jahre) Es stellt sich in dieser Phase die Frage, was beschäftigt Frauen in diesem Alter? Es gibt verschiedene Lebensmöglichkeiten, Zukunftsplanung, Frage nach meiner Lebenssendung, nach der eigenen Identität? Das Selbstbild ist noch nicht vollkommen ausgeprägt. Du bist mir wichtig, du Königskind, du bist kostbar und wertvoll- Du bist ein Königskind von Gott geführt. Wenn wir auf Maria schauen, sehen wir in der Verkündigungsstunde: Maria hatte Vertrauen zum Engel Gabriel und in seine Führung.In jedem Leben will Gott ein solches Wunder wirken, das Wunder der Fruchtbarkeit in Christus, Bedingung ist unser ja zur eigenen Berufung.  
Die 2.Phase der Vormittag ( ca 28-45 Jahre) In dieser Lebensphase wollen konkrete Herausforderungen des Alltags gemeistert werden, es ist Hauptbetriebszeit. Was treibt uns innerlich um? Die Zeit der Existenzgründung, der Beruf fordert viel, aber wir dürfen nicht vergessen wofür wir eigentlich leben. Wir müssen unsere eigenen Lebensprioritäten überdenken und neu formulieren. Der große Reifungsschritt in dieser Phase ist: Vergiß nicht wofür du lebst. Wenn wir auf Maria schauen, sie ist eine ganz normale jüdische Frau. Sie ist still, stark und belastbar. Wenn wir in uns hineinhören und still werden nehmen wir die kleinen Lösungen wahr. Wir werden stark wenn wir dranbleiben und das, was gut tut und geholfen hat, wiederholen: Es ist die Kunst der kleinen Änderung. Wenn wir unseren Alltag positiv verändern wollen, müssen wir die kleinen Fortschritte erkennen und nicht immer auf das Negative schauen. Weniger schlecht ist schon gut . 
Die 3.Phase der Mittag ( ca. 42-58 Jahre) Wir sind auf dem Tageshöchststand - in der Lebensmitte. Es geht jetzt nicht mehr höher, eher bergab. Die Haarfarbe verändert sich, wir brauchen eine Brille...Dinge beginnen an unseren physischen und psychischen Kräfte zu zehren. Unsere Entscheidungen bekommen von nun an mehr Dringlichkeit. Wir machen eine innere Inventur: Rückblick - Vorschau. Wir entdecken, daß manches nicht mehr so möglich ist wie bisher, doch der Kunstgriff ist nicht auf das Negative zu schauen, sondern wir lassen bewusst etwas los und entscheiden uns für etwas was Freude macht.(stattdessen...) Wir sind in dieser Lebensphase "abgefüllt", wir müssen jetzt aufräumen, entleeren um unseren Wesenkern wieder zu finden z.B. wenn wir unseren Kleiderschrank ausräumen, können wir die Energie, die wir vorher gebraucht haben um auszuwählen, was wir anziehen sollen, sinnvoller investieren. Wir müssen bestimmte Beziehungen überdenken und den Mut haben, Kontakte mit Würde zu beenden. Die Lebensmitte hat als Reifungsaufgabe die Wende zum Wesentlichen. Alles was uns beschwert, sollen wir zurücklassen, loslassen. Wir schauen auf Maria bei der Hochzeit zu Kanaa. Maria lädt uns ein ihr alles zu übergeben, damit sie es ihrem Sohn entgegenhält und für uns bittet. Sie haben keinen Wein mehr. Wandle das Wasser der Gefühle, Erfahrungen und Enttäuschungen in den Wein der Liebe.  
Die 4.Phase der Nachmittag ( ca.55-72 Jahre) Auch der Lebensnachmittag hat ein eigenes Programm. Der Blick in den Spiegel sagt uns, was treibt uns Frauen um? Was sind unsere Themen, Fragen, Sorgen Herausforderungen und Ängste? Wir brauchen jetzt nichts mehr aufzubauen, sondern jetzt ist die Reifezeit bzw. Ernte im Leben. Wir können unsere Beschwerden und Einschränkungen die diese Lebensphase mit sich bringt annehmen. Der Reifungsschritt in dieser Lebensphase ist: Ich bin wertvoll, so wie ich bin, Gott braucht mich, so wie ich bin. Ich bin nicht angesehen wegen meiner Leistung, sondern weil ich kostbar für meinen Schöpfer bin. Was ist mein Lebenswerk? Es ist sinnvoll dieser Frage nachzugehen. Es ist wichtig das eigene Lebenswerk benennen zu können, denn hier liegt die Kraft auch jetzt noch aufs Ganze zu gehen und die Einschränkungen des Älter werdens zu akzeptieren - sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 
Die 5.Phase der Abend ( 70 plus) Es  ist ein deutlicher Rückgang der Kräfte zu erkennen.Wir müssen uns mit Dauerschmerzen oder Dauerhandicaps abfinden. Wir haben einige Verlusterfahrungen hinter uns, doch wir wollen das letzte Abenteuer mit Würde meistern. Der Reifungsschritt in dieser Lebensphase ist : In Kleinigkeiten Großes zu sehen. Ein inneres Tagebuch des Guten führen und Gott zu danken für das Gute, aber auch für das Schwierige.Rückblick auf das vergangene Jahr machen, als Dankeschön. Was würden sie in ihr Schatzkästchen legen, wenn sie auf das vergangene Jahr zurückblicken?"Alt werden ist wie auf einen Berg steigen, je höher man kommt, desto mehr Kräfte sind verbraucht, aber umso weiter sieht man. (Ingmar Bergmann) Die Reifungsaufgabe in dieser Lebensphase liegt darin. In jeder Kleinigkeit, Spuren der Liebe Gottes zu sehen. Pater Kentenich blickt auf Maria und bittet sie:
Lass mich in diesem Lichte gläubig sehen,
wie Vaters Lieb zur Seit mir heut wollt gehen.
Für Gaben, die sie schenkte ohne Maß,
sei sendungstreu das Deo gratias."
Sendungstreue, am Lebensabend, die Treue zur persönlichen Lebenssendung mit allen Höhen und Tiefen, das Ja zu meinem Lebensweg den Gott mich geführt hat! Das Entscheidende am Lebensabend ist, die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, wir brauchen uns und ihm nichts vormachen, denn wir können fest vertrauen, daß er in seiner Barmherzigkeit unser ganzes Leben vollenden und gut machen kann. It is a wonderful life!
 
 
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Bilder: Kibler-Mayer, Weber